Flugzeugdrachen

Durch ein Foto von einem Segelflugzeug angeregt, baute ich im April 2003 mein Flugzeug als Allrounddrachen und im Februar 2004 als Doppeldecker. Als Grundlage diente der Plan von Thomas Michael Rudolph, der sein Flugzeug als UL-Version geplant hatte.
Da mein Flugzeug absolut anspruchslos ist und einfach zu fliegen (0,5 bis 4 Bft.) und bauen ist, wurde ich schon oft nach einem Bauplan gefragt – und hier ist er nun. Für den Doppeldecker habe ich hier allerdings keinen Plan, da die Erklärung der einzelnen Stäbe und Abspannungen zu kompliziert würde.

Aber wie immer vorne weg: Dieser Plan darf nur privat benutzt werden und ist nicht für den Kommerziellen Gebrauch gedacht!

Materialliste:
• 1,6 m Spinnaker (104cm breit)
• 14 m Saumband 25 mm
• 1m 6 mm breites Material für Schlaufen
• 40 cm 5cm breites Dacron
• 3x 165 cm CfK-Rohr 6 mm (vordere Flügel & Kielstab)
• 2x 65 cm CfK-Rohr 6mm (hintere Flügel)
• 1x 25 cm CfK-Rohr 6mm (Dom)
• 4x 30 cm GfK-Vollstab 3mm (Segellatten)
• 8x Endkappe 3mm
• 2x Eddykreuz 6mm
• 7x Splittkappe 6mm
• 4x Stopperclip 6mm
• 1x T-Verbinder 6mm
• 6x Einschlagöse 4mm
• 20 cm Gummischnur 3mm
• 25 m Dacronleine 30kp (Abspannung)
• 2 m Waageschnur 40 kp

 

Der Plan:
Als erstes müssen die Grundmaße wie in Skizze 1 ersichtlich auf Papier oder Pappe übertragen werden. Aufgrund der Größe des Flugzeugs, habe ich darauf verzichtet einen 1:1-Plan zur Verfügung zu stellen. In diese Schablonen wird nachher das gewünschte Design eingezeichnet. Hier bietet sich die spätere Stabtasche für die Segellatten als Naht an, da sowieso eine schwarze Linie durch den späteren Stab entsteht. Nahtzugaben müssen an keiner Stelle eingezeichnet werden, da alle Teile gesäumt oder platt aufeinander genäht werden – was das ganze schon wieder einiges einfacher macht.
Anschließend werden alle Teile wie gewünscht ausgeschnitten.

 

Hier kommst Du zu einer größeren Ansicht.

Das Nähen:
Als erstes werden die Flügel und der Kiel fertig zusammengesetzt – je nachdem welches Design gewählt wurde.

Beginnen wir nun mit dem Kiel:
An der oberen und unteren Spitze wird nun ein 10cm langer Daconstreifen auf ein Maß von 5x5 cm gefaltet, auf die Spitze geschoben und mittig aufgenäht. Die Überstände werden anschließend abgeschnitten und der gesamte Kiel mit Saumband eingefasst.
Damit das Flugzeug später richtig gespannt werden kann, habe ich nicht mit Stabtaschen gearbeitet. So werden als nächstes zwei 10 cm lange Stück vom Schlaufenmaterial benötigt. Das kann schmales Gurtband oder auch 4-fach gefaltetes und mit Gradstich fixiertes Saumband sein. Diese beiden Stücke werden nun mittig gefaltet und als Schlaufe auf der Rückseite des Kiels jeweils an der oberen und unteren Spitze festgenäht. (Skizze 2)
Jetzt fehlen noch die beiden Verstärkungen für die Waageaufnahmen und den Dom direkt unterhalb der Eddykreuze. Hierzu werden zwei Dacronstücke (5x5cm) und zwei (2,5x2,5cm) benötigt, welche beidseitig auf den Kiel genäht werden. (Skizze 3) Als letztes werden in die obere Verstärkung ein 1,5cm großes Loch - für den T-Verbinder, der den Dom aufnimmt - geschnitten (am besten heiß) und ein 4mm Loch, in das eine Einschlagöse geschlagen wird. In die untere Verstärkung kommt mittig eine Einschlagöse, durch welche später die Waageschnur geführt wird. Somit wäre der Kiel fertig.

Widmen wir uns nun den vorderen Flügeln:
Als erstes wird die Stabtasche für die Segellatte aufgenäht – auf der Segelrückseite! Hierzu wird ein 30 cm langer und 2 cm breiter Streifen Spinnaker von der unteren Flügelspitze an mit Gradstich auf der in Skizze 1 eingezeichneten Linie aufgenäht. (Abstand Naht zur Kante 0,5cm) Anschließend wird der Streifen an der noch abstehenden Kante 0,5cm umgefaltet und nun platt mit einer zweiten geraden Naht auf das Segel genäht – so ist ein Tunnel entstanden, in den ein 3mm Stab passt. Das untere Ende wird gleich durch das Saumband verschlossen. Das obere Ende kann entweder offen bleiben – der Stab fällt nicht raus – oder aber später, wenn der Stab eingeschoben ist, verriegelt werden.
An der äußeren kurzen Kante wird nun 3 cm von der oberen Kante entfernt eine 6 cm lange Schlaufe angenäht. Mit Hilfe dieser wird der Flügel nachher gespannt.

Nun wird der gesamte Flügel mit Saumband eingefasst. Um die Stabtasche für den vorderen Flügel herzustellen, wird die obere Kante 1,5 cm auf die Rückseite umgeschlagen und mit einem Gradstich 3mm von der gesäumten Kante entfernt festgenäht. Wie in Skizze 1 ersichtlich wird 29,4 cm und 83,1 cm von der äußeren Kante entfernt jeweils eine 3cm lange Schlaufe mit festgenäht – so, dass sie die Stabtasche genau umschließt und nicht übersteht! (Skizze 4) An diesen Schlaufen werden später die Spannschnüre befestigt.

Als letztes wird an der unteren Kante 51,5 cm und 97,4 cm von der äußeren unteren Ecke aus mittig auf das Saumband jeweils eine Öse eingeschlagen (Skizze 1).
Diese ganzen Schritte werden seitenverkehrt beim zweiten Flügel noch einmal wiederholt.
Die hinteren Flügel werden genauso angefertigt, nur die beiden letzten Schlaufen werden 4,7 cm und 24,5 cm von der äußeren Kante mit eingenäht.
Als letztes werden die Flügel mit dem Kiel verbunden. Hierzu werden die Teile einfach Saumband auf Saumband gelegt und mit einer Segelmachernaht aufeinander genäht. Vorsicht, hierbei nicht die Stabtasche zunähen! Die Flügel sollten so angenäht werden, dass die Stabtasche genau in Höhe der eingeschlagenen Öse im Kiel ist. Diese soll nachher nämlich immer genau unter dem Eddykreuz sitzen.
Und schon sind die Näharbeiten am Flugzeug abgeschlossen.

Das Gestänge:
Der Vorteil meines Flugzeuges ist, dass die meisten Stäbe nicht gekürzt werden müssen. So wird auf einen der 165cm langen Stäbe erst ein Eddykreuz, dann der T-Verbinder und dann noch ein Eddykreuz aufgeschoben. An beide Enden kommt dann jeweils eine Splittkappe.
Jetzt kann das Segel gespannt werden. Hierzu werden zwei 30 cm lange Schnurstücke geschnitten und zu Schlaufen verknotet. Zum Spannen wird die Schlaufe durch die Öse der Segelspitze gesteckt und in die Splittkappe gelegt. Nun kann wie bei einem Flaschenzug durch Ziehen des anderen Endes der Schlaufe in Richtung der Splittkappe das Segel unter Spannung gebracht werden. Ist der Punkt mit der richtigen Spannung erreicht, einfach die Schlaufe durch einen weiteren Knoten kürzen und in die Splitkappe einhängen. Der Vorteil dieser Methode: Sollte sich das Segelmaterial gedehnt haben, wird der Knoten in der Schlaufe verschoben und schon ist das Segel wieder straff gespannt.

Nun werden die Eddykreuze genau über die Einschlagösen geschoben und mit Stopperclips fixiert. Am oberen Mittelkreuz wird allerdings vorher der T-Verbinder bündig bis an das Eddykreuz geschoben und durch das große Loch in der Verstärkung geführt. Sind alle Verbinder fixiert, kann der Rest des Gestänges folgen.
Die beiden 65 cm langen Cfk-Rohre werden durch die Stabtaschen der hinteren Flügel geschoben und in das Eddykreuz gesteckt. Auf das andere Ende kommt jeweils eine Splittkappe. Durch die aufgenähte Schlaufe am Ende der Flügel wird nun ein 10cm langes Stück Gummischnur gezogen und zu einer Schlaufe verknotet. Diese wird in die Splittkappe eingehängt und schon ist der Flügel gespannt.
Bei den beiden vorderen Flügeln wird mit den 165cm langen CfK-Rohren genauso verfahren. Nur die Abspannung erfolgt nicht durch Gummischnur sondern wie beim Kielstab über das Flaschenzugprinzip. Hierdurch kann das Flugzeug besser an die gerade herrschenden Windverhältnisse angepasst werden.
Die 30 cm langen 3mm GfK-Vollstäbe werden an beiden Enden jeweils mit einer Endkappe versehen und in die Stabtaschen eingeschoben. Der Dom wird in den T-Verbinder gesteckt und am anderen Ende mit einer Splittkappe versehen – fertig ist das Gestänge.

Die Abspannungen:
Jetzt kommt die eigentlich langwierigste Arbeit – abspannen.
Als erstes werden vier 25cm lange Schnurstücke benötigt, die zu Knotenleitern geknotet werden. Diese werden an den hinteren Flügeln in die Schlaufen eingebuchtet. Nun werden die Abspannung 1 (Skizze 5) erstellt, indem sie mit einem Buchtknoten an den Schlaufen am vorderen Flügel befestigt werden, dann auf der Unterseite der Flügel entlang durch die Einschlagöse geführt, und dann an der Knötchenleiter am hinteren Flügel angebuchtet werden. Diese Abspannungen sollten so fest sein, dass die Flügel nicht auseinander gezogen werden können, aber nicht so fest, dass die Flügel zusammen gezogen werden. Abweichungen können später durch die Knötchenleitern behoben werden. Ein Schiebeknoten hat sich hier nicht bewährt, da er sich regelmäßig durch das Flattern der Flügel gelöst hat. Die Abspannungen werden unterhalb der Flügel durchgeführt, damit sich diese wunderschön bauchen können und dem Flugzeug Stabilität verleihen.

Abspannung 2 wird immer am Flügel festgebuchtet, unter dem Flügel her geführt, um die Splittkappe geführt und mit einem Schiebeknoten befestigt. So können sie immer nachgespannt werden.

Abspannung 3 und 4 werden auch jeweils in die Schlaufen an den oberen Flügeln gebuchtet, durch die Splittkappe am Kielstab (Abspannung 3) oder am Dom (Abspannung 4) geführt und mit einem Schiebeknoten befestigt.
Durch die Abspannungen kann das Flugzeug locker 4 Bft. wegstecken, da das dünne Gestänge daran gehindert wird, nach hinten oder oben wegzubrechen. Einzig beim Aufbau sind die Abspannungen etwas zeitintensiver, da sie regelmäßig nachgespannt werden müssen. Vor allen Dingen müssen die Flügel immer symmetrisch abgespannt werden!

Die Waage:
Das einfachste am Flugzeug ist die Waage. Hierzu wird ein 180cm langes Stück Waageschnur an beiden Enden mit einer Schlaufe versehen, durch die Einschlagösen im Kiel geführt und mit einem Buchtknoten um die Eddykreuze herum befestigt. Als letztes wird ein 20cm langes Stück Waageschnur zu einer Schlaufe geknotet und in die Waage gebuchtet. Je nach Wind kann mit dieser Schlaufe das Flugzeug steiler oder flachen gestellt werden. Am besten fliegt es sich, wenn der hintere Teil der Waage leicht durchhängt und das Flugzeug auf dem Wind segeln kann. Nur in Böen wird dann der hintere Waageschenkel belastet.

So, jetzt wünsche ich viel Spaß beim Bau und viel Freude an Deinem Flugzeug.
Über Fragen, Anregungen oder Fotos neuer Flugzeuge (die ich hier auch gerne veröffentlichen würde) freue ich mich jederzeit unter info at drachenfliegerinnung.de