Roll-Up-Bag
Da
sich bei mir - wie jedem Drachenflieger - mit der Zeit immer mehr Drachen
in der Drachentasche ansammelten, wurde meine alte Tasche bald zu klein
und für
Fullsize-Drachen auch zu kurz. Da ich total von der Roll-Bag von Prism
begeistert war, aber nicht so viel Geld für eine Tasche ausgeben
wollte, habe ich kurzerhand einen Plan selber entwickelt und eine
eigene Tasche nach dem Vorbild der Prismtasche gebaut. Blöderweise
habe ich versehentlich den Plan dazu kurz nach Fertigstellung gelöscht.
Doch inzwischen bin ich sooft gefragt worden, ob ich den Plan für
die Tasche abgeben würde, dass ich ihn noch mal schnell neu
gezeichnet habe. Und hier ist er nun:
Aber noch
ein paar Worte vorab:
Ich hab sehr gute Erfahrung mit dem schwerem Rucksack-Nylon (150cm breit)
von www.chill-out.org für die Tasche gemacht. Das Aussehen der Tasche kann jeder insofern
ganz einfach ändern, in dem er andersfarbiges Saumband verwendet.
Leider bekommt man dieses meistens nur in schwarz. Man kann aber ganz
einfach 2,5cm breite Streifen aus normalem Spinnaker schneiden und hat
buntes Saumband.
Hier geht's
zur Galerie der
inzwischen fertiggestellten Taschen anderer Drachenflieger.
Da
sich nicht nur im Forum reges Interesse an diesem Bauplan bemerkbar
gemacht hat, sondern auch eine kleine Fragenflut per Mail bei mir
angekommen ist, gibt es ab jetzt hier die FAQs zu diesem Bauplan.
Somit erspare ich mir das zigfache Beantworten von wichtigen Fragen
- auch wenn ich das gerne mache. Hier sind nun die FAQs.
Um
den Plan verständlicher zu machen, habe ich die Teile mit Buchstaben
versehen. "Oben" ist für mich bei der Tasche immer
da, wo später die Schnallen angebracht werden - also so wie
die Tasche auf den Zeichnungen abgebildet wurde. Alle
Maßangaben sind in Zentimetern! Materialliste:
2,8m Rucksacknylon
1,2m Fliegengaze (100cm breit)
12m Saumband
5,2m Gurtband (2cm breit)
4 Plastikschnallen zum Verschließen der Tasche (2cm breit)
2 Plastikschnallen zum Kürzen oder Verlängern der Trageriemen
(2cm breit)
1 Stab 10-15mm Durchmesser, 180cm lang (Ich habe einen Pflanzstab aus
dem Baumarkt genommen - man kann aber auch 10er GfK oder CfK verwenden.)
30cm Klettband (Haken- und Flauschband) für die kleinen Extrataschen.
4 Streifen Schaumstoff (38x2x3cm) für die Tragegurte
Der Plan:
Schablonen braucht man sich für dieses Monstrum unter der Nähmaschine
nicht anfertigen, da man wohl kaum mehrere Taschen anfertigen wird und alle
Teile völlig einfach ohne Schablone zuzuschneiden sind. Folgende
Teile müssen ausgeschnitten werden:
1 Hauptteil A (108x180cm) Die Länge der Tasche wird mit diesem Stück
festgelegt. Braucht man eine 2m-Tasche, wird das Stück 108x200cm zugeschnitten.
Die Kurven zu den Verschlussgurten kann man freihändig ausschneiden, nachdem
man sie mit Hilfe eines Zirkels auf den Stoff gezeichnet hat. (Skizze
2)
2 rechteckige Stücke B & C, die später die Taschen bilden
(106x60cm)
1 Streifen D für die Stabtasche des Stabilisierungsstabes (4,5x180cm).
Der Streifen muss so lang geschnitten werden, wie das Hauptteil. Bei einer Taschenlänge
von 200cm also auch 4,5x200cm!
2 Streifen G für die Tragegurte (47x9,5cm)
2 rechteckige Stücke H & I für die kleinen Extrataschen
(17x37cm)
Zusätzlich müssen noch zwei Gazerechtecke E & F (106x40cm) ausgeschnitten
werden. Die Näharbeiten:
Als erstes werden die beiden Teile B & C an den beiden langen Seiten
mit Saumband eingefaßt. Danach werden die beiden Gazestücke
E & F auf
eine Größe von 106x20cm mittig gefalzt und an der gerade entstandenen
106cm langen geknickten Kante gesäumt. Die Gaze wird hier doppelt gelegt,
damit sie später nicht so empfindlich ist, wenn Leinensets in die Taschen
gesteckt werden.
Nun kommt schon der schwierigste Teil der ganzen Tasche - das Aufnähen
der späteren Taschen. Hierzu werden als erstes die im Bauplan eingezeichneten
Linien (spätere Taschen) auf Teil A übertragen (Hier entscheidet
sich jetzt welche Stoffseite Innen und welche Außen ist!!!)
Nun werden auf den Teilen B & C ebenfalls die späteren Taschen aufgezeichnet.
Allerdings beträgt hier der Abstand zwischen den Linien nicht 13cm wie
auf dem Hauptteil, sondern 15cm, damit die Drachen später auch Platz
in der Tasche haben.
Um die Drachen später in der Tasche besser verpacken zu können, sind
die Taschen "auf Lücke" genäht. Deshalb wird auf Teil C
und der rechten Seite von Teil A erst eine halbe Tasche angezeichnet, dann
6 ganze und wieder eine halbe. (Skizze 1) Diese halben Taschen eigenen sich
später hervorragend um zusätzliches Stabmaterial zu verstauen.
Nachdem die Taschen alle angezeichnet wurden, werden Teil B & C bündig
an die untere Kante von Teil A gelegt - 5cm von der Seitenkante entfernt. Mit
einem Gradstich werden die Teile A und B bzw. A und C Linie auf Linie zusammengenäht.
Hier ist es ratsam an einem großen Tisch zu nähen, da man ab jetzt
die komplette Tasche immer vor sich liegen hat! Schwierig ist es auch, die
gerade angezeichneten Linien übereinander zu bringen, da man dummerweise
nicht durch den Taschenstoff sehen kann - aber spätestens ab der zweiten
aufgenähten Tasche hat man den Dreh raus. Gutes Verriegeln der Nähte
am Anfang und am Ende ist hier sehr wichtig, damit die Taschen später
nicht ausreißen, wenn ein Drachen in ihnen steckt.
Der Zwischenraum zwischen den kleinen Taschen und der Außenkante liegt
nachher in der Gazetasche, wodurch Sand, der sich noch im Drachen befindet,
aus der Tasche rieseln kann. Ist
diese anstrengende Arbeit vollbracht, wird das ganze noch mal mit den
Teilen E & F aus Gaze wiederholt. Einziger Unterschied: sie liegen überall
bündig an der Außenkante von Teil A an. Einfach genau auf
der ersten Naht nochmals entlang nähen und auch hier gutes Verriegeln
nicht vergessen! Vorsicht beim Nähen - nicht die Gaze verziehen!
Wer es sich zutraut, kann auch die Gazetaschen mit im ersten Arbeitsschritt
anbringen - man hat dann aber noch ein Teil mehr unter der Nähmaschine
unter Kontrolle zu bringen. Damit die
Last der nachher gepackten Tasche nicht auf den Leitkanten der in ihr
befindlichen Drachen liegt, bekommt die Tasche am oberen Ende eine Stabtasche
für einen Stabilisierungsstab.
Hierzu wird Teil D mit der Außenseite des Stoffes auf Teil A gelegt.
Die obere Kante von D liegt 92cm von der unteren Kante von A entfernt. Nun
wird der Streifen mit einer geraden Naht - 1cm von der oberen Kante aus entfernt
- auf Teil A genäht.
Nun wird die untere Kante von Teil D 1cm nach oben umgeklappt. Nachdem anschließend
auch der ganze restliche Streifen nach oben geklappt wurde, wird die Stabtasche
mit einer Naht 3mm von der gerade entstandenen Falzkante entfernt bündig
auf das Hauptteil A genäht. Somit ist die Stabtasche fertig und die Schnittkanten
der Teile B, C, E und F sind unter der Stabtasche verschwunden. Als
letztes wird die komplette Außenkante der fast fertigen Tasche mit Saumband
umsäumt. Hierbei ist aber zu beachten:
die Gazetaschen sind 15cm breit und müssen auf 13cm auf dem Hauptteil "zusammengequetscht
werden"
der Stab sollte so spät wie möglich in die Stabtasche gesteckt
werden, da er die Näharbeiten nur unnötig erschwert! Das Saumband verschließt
die Stabtasche später. Wer den Stab austauschbar machen möchte, kann
auch an einer Seite mit Klettband arbeiten. So,
jetzt fehlen nur noch die Schnallen um die Tasche zu verschließen und
natürlich Gurte um sie auch tragen zu können. Die
Tragegurte:
Wer
es sich einfach machen möchte, kann die Tragegurte der Tasche aus einfachem
Gurtband machen. Ungefähr abmessen, wie lang sie sein müssen und oben
und unten auf die Tasche nähen. Ich beschreibe hier etwas besser zu tragende,
gepolsterte Gurte.
Jeder der hier nun folgenden Schritt muss natürlich zweimal gemacht werden,
da zwei Gurte benötigt werden!
Ein Streifen G wird an der unteren kurzen Seite (9,5cm) einen cm umgenäht.
Anschließend wird auf der Rückseite die Längstachse angezeichnet.
Zusätzlich werden von oben 2cm und von unten 4cm angezeichnet.
2mm rechts neben die Mittellinie wird nun einer der 4 Streifen Schaumstoff mit
der 2cm breiten Schnittkante mittig zwischen die beiden Markierungen oben und
unten geklebt (mit Flüssigkleber). Der Schaumstoff erscheint jetzt viel
zu hoch, doch wenn er zusammengedrückt wird, bildet er ein gut tragbares
Polster - aber dazu kommen wir jetzt.
Als nächstes wird die rechte Stoffkante 5mm umgefalzt. Diese Falzkante wird
nun über den Schaumstoff geschlagen und mit einem Gradstich auf die vorhin
angezeichnete Mittellinie genäht - aber nur von der vorhin angezeichneten
Linie 2cm von oben bis zu der, 4cm von unten!!! Keine Bange, das klappt! Der
Schaumstoff will natürlich nicht so sehr zusammengedrückt werden, doch
mit etwas Geduld oder vielleicht einer dritten helfenden Hand, gibt er dem Druck
des Nähmaschinenfußes nach!
So,
die erste Hälfte des Tragegurtes ist fertig. Daher wird jetzt der zweite Schaumstoffstreifen
2mm links neben die Mittelnaht geklebt und die Linke Stoffkante 5mm umgefalzt.
Als letztes wird diese Falzkante wieder mit einem Gradstich auf die vorhin
schon genähte Naht genäht. Wenn man genau trifft, sieht man
von der Rückseite des Gurtes nachher tatsächlich nur eine Naht.
Oben wird
direkt hinter dem Schaumstoff, ca. 2cm von der oberen Kante aus eine
gerade Quernaht genäht. Das gleiche gilt 4cm von der unteren Kante
aus. Die obere Kante muss nicht umsäumt werden, da sie nachher unter
dem Gurtband verschwindet.
Die untere Kante ist da schon anspruchsvoller:
Zuerst wird ein Gurtbandstreifen mit einer Länge von 18cm zugeschnitten.
Dieser Streifen wird an beiden Enden mit dem Feuerzeug gegen Ausfransen verschmolzen.
Dann wird er doppelt gelegt und mit den offenen Enden 4cm weit in das untere
Ende des fast fertigen Tragegurtes geschoben, so dass eine Schlaufe entsteht.
Vorher allerdings wird eine der beiden Plastikschnallen zur Längenverstellung
aufgefädelt. Jetzt könnte man das ganze mit einer geraden Naht unten
zunähen und fertig, da die Tasche aber nachher ordentlich aussehen soll,
werden die beiden Kanten rechts und links bis zum Gurtband eingeschlagen und
erst dann vernäht (Skizze 3).
Nachdem
auch der zweite Gurt genäht worden ist, werden die beiden oberen Enden
an die Tasche genäht. Dazu wird auf der Außenseite der Tasche
an der dritten Lasche von links eine Mittellinie aufgezeichnet. Auf diese
werden - 2cm von der Spitze aus - mittig, die beiden Tragegurte mehrfach
mit Zickzack-Stich genäht. (Skizze 4)
Das
gleiche geschieht mit zwei 75cm langen Gurtbandstreifen an der zweiten
Lasche von links. (Die sind für eine schmale Person wie mich viel zu lang
- müssen aber eventuell für beleibtere Personen verlängert
werden!) Allerdings wird das äußerste Gurtband 3,5cm von der
Spitze der Lasche aus angenäht, und der Abstand der beiden Gurtbänder
beträgt 1,5cm (Skizze 5). Diese beiden Gurtbänder werden nun
durch die Schnalle an den schon angenähten Gurten gefädelt
und am Ende 5mm umgeklappt und vernäht, damit sie nicht aus den
Laschen rutschen können.
Jetzt kann die Tasche zwar schon getragen, aber noch nicht verschlossen werden.
Deshalb werden
nun 4 Gurtbänder mit einer Länge von 80cm zugeschnitten und
an beiden Enden abgeflämmt.
Diese werden nun jeweils auf der Innenseite der Laschen 12cm von der
Spitze aus mit einfachem Gradstich festgenäht (dient nur der Fixierung - richtig
festgenäht werden sie gleich). Nun wird eine Plastikschnalle aufgefädelt
und das Gurtband auf der Vorderseite der Lasche mit mehrfachem Zickzackstich
festgenäht. Da es genau über dem Gurtbandstreifen auf der Innenseite
liegt, wird dieser nun mit festgenäht (Skizze 4).
Bei der zweiten
und dritten Lasche werden auch gleichzeitig die Tragegurte richtig mit
festgenäht. Wichtig ist aber, dass das Gurtband an der Spitze einer
Lasche ca. 1cm übersteht, damit die Schnalle etwas Bewegungsfreiheit
hat.
Nun wird noch das Gegenstück der Plastikschnalle aufgefädelt und
das Gurtband am Ende 5mm umgeklappt und festgenäht, damit die Schnalle
nicht abrutschen kann.
Nachdem diese
Prozedur an allen vier Laschen erfolgt ist, ist die Tasche - bis auf
die kleinen Extrataschen fertig. Aber die wollen nun auch noch schnell
angefertigt werden.
Die
kleinen Extrataschen:
Auch hier gilt: ich beschreibe eine Tasche, die zweite wird nach dem
selben Prinzip hergestellt. Zur Erläuterung: die rotgestrichelten Linien in den
Abbildungen sind immer die Nähte, die im nächsten Schritt genäht
werden, die schwarzen bereits genähte, sichtbare Nähte.
Nachdem die Stücke H & I ausgeschnitten wurden, werden die beiden
kurzen Seiten (17cm) 5mm umsäumt. Anschließend wird auf die Außenseite
des Stoffes, 5mm von der unteren Kante aus ein 15cm langer Flauschbandstreifen
mittig auf Taschenteil A1, und passend dazu 5mm von der oberen Kante entfernt
ein 15cm langer Häkchenstreifen vom Klettband auf Teil D1 genäht
(Skizze 6).
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