Da wir noch nie zu dritt in den Bergen waren, hatte ich (Florian) für zwei weitere Tage ein Hotel in Riffian gebucht. Doch vorher wollten wir im Val di Non noch in eine tiefe Schlucht wandern. Die Route hatten wir im Wanderführer im Hotel in Coredo gefunden.
Schnell waren wir 20km bis Dovena gefahren, von wo wir den Wanderweg 522 suchten. Den gab es aber leider in der Richtung gar nicht. Also wanderten wir frei Schnauze in die grobe Richtung in der ich die Schlucht wähnte.
Nachdem wir die erste Steigung geschafft hatten und am Wasserbecken von Dovena angekommen waren, gab es die ersten Pause im Wald. Von dort ging es in steilen Serpentinen ins Tal hinab, bis wir auf eine kleine Brücke stießen, die über eine tiefe Schlucht – vom Wasser gegraben – führte. Von dort ging es steil bergauf, eine wirklich anstrengende Passage bis nach Tret. Dort brauchten wir erstmal eine zweite Pause, die aber leider jäh unterbrochen wurde, als Sophie von mehreren Ameisen gebissen wurde. Also wanderten wir weiter, einen jetzt wunderschönen Weg, der sich kurz unterhalb der Bundesstraße 3km am Tal entlang schlängelte. Die Aussicht war super toll!
Von dort konnten wir bereits die schmale Schlucht sehen, die wir überqueren wollten – die war aber ganz tief unten im Tal. Also stiegen wir in engen Serpentinen durch den Wald bis zum Fluss hinab – das waren mehrere hundert Meter.
Völlig verschwitzt kamen wir an der kleinen Brücke am Fluss unten an und sahen das schönste, was uns passieren konnte: Der Bach hatte eine kleine Felsenhöhle gegraben, die mit wunderschönen Steinen bedeckt war. Über einen kleinen Weg kam man bis ans Wasser – die perfekte Gelegenheit uns abzukühlen. Schnell waren die Schuhe ausgezogen und die heißen Füße ins eiskalte Wasser gesteckt – das tat gut!
Nach kurzer Zeit verschwand die Sonne aus der kleinen Bucht, Zeit für uns auch aufzubrechen.
Jetzt kam ein Stück Wanderweg, was eher Adventure-Erlebnis-Parcour genannt werden müsste. Mehr als 20 umgefallene Bäume versperrten den Weg. Durchs Geäst, unter den Stämmen her krabbeln oder oben drüber klettern war die Aufgabe – echt anstrengend.
Immer näher ging es auf die Felswand nach Dovena zu. Und immer mehr fragten wir uns: Wie sollen wir da jetzt wieder rauf kommen?
Und ganz plötzlich öffnete sich der Wald zur Felswand hin und man sah die ersten Trittstufen. Innerhalb weniger Meter war kein Wald mehr zu sehen und wir standen im blanken Felsgestein. Mit nur einem Drahtseil gesichert kletterten wir nun viele Meter wieder nach oben. Der Blick war absolut fantastisch, zumal wir auf der gegenüberliegen Talseite all das sahen, wo wir heute Mittag hergelaufen waren.
Für Sophie war dieses Stück eine echte Herausforderung, weil die Trittstufen für sie viel zu groß waren. Und sie hatte mächtig Respekt vor der Höhe. Trotzdem wanderte sie fleißig weiter. Und als wir nach 6,5 Stunden endlich wieder die Anhöhe von Dovena erreichten, war sie stehend k.o.
Es reichte nichtmal mehr zu einem Lächeln beim Abschlussfoto.
Nach einer Stärkung am Auto fuhren wir los in Richtung Meran. Das nächste Highlight war die Überquerung des Gampenpass. Warum auch immer finden die Kinder Serpentinen super – normalerweise leiden sie schwer an Reiseübelkeit. Toll!
Nachdem wir die Aussicht genossen hatten, fuhren wir weiter nach Meran und von dort nach Riffian, wo wir im Hotel Laimerhof eine Dusche und ein schnelles Abendessen genossen. Was ein toller Tag!
Am Dienstag ging es morgens nach dem Frühstück nach Meran zur Seilbahn „Meran 2000“. Mit dem dort herrschenden Andrang hatten wir nicht gerechnet, doch die Wartezeit hielt sich in Grenzen und nach ca. 30 Minuten hatten wir die Tickets in der Hand. Die Spannung stieg, da beide Mädels noch nie Seilbahn gefahren waren. Innerhalb von 7 Minuten wurden wir auf 1900m transportiert und stiegen vor einem atemberaubenden Bergpanorama aus. Wahnsinn!
Mit Hilfe einer auf Komoot gefundenen Wegbeschreibung wanderten wir straight bergauf. Das fing ja schon gut an. Doch immer wieder blieben wir stehen um die Landschaft zu bestaunen und Fotos zu machen. Zwischendurch trafen wir auf Pferde, die von Sophie natürlich erstmal ausgiebig gestreichelt werden mussten.
Nach einer Pause erreichten wir nach 2,5 Stunden das erste Gipfelkreuz im Leben der beiden Damen. Doch danach ging es nochmal ein sehr anstrengendes Stück bergauf zur Hütte „Kesselberg“ auf 2300m. Der Ausblick von hier war umwerfend und wir waren platt nach 400 Höhenmetern.
Die Brotzeit entschädigte für alles. Gulaschsuppe, Brühe mit Leberknödeln und Kaiserschmarrn ließen die Anstrengungen schnell vergessen.
Aufgrund des Zeitdrucks (um 18 Uhr fährt die letzte Seilbahn ins Tal) machten wir uns bald wieder auf den Weg, die allerletzte Steigung zum Sessellift „Mittager“. Denn wir wollten uns 2,5km des Weges bergab sparen. Außerdem waren Sophie und Lena auch noch nie Sessellift gefahren – man war das spannend heute!
Mit baumelnden Beinen ging es gemütlich wieder bergab und von dort bis zur Bergstation der Seilbahn zu Fuß weiter – jetzt aber nur noch gemütlich bergab. Außer einer kleinen Schramme bei Lena, ausgerutscht auf losem Gestein, gab es keine besonderen Vorkommnisse und wir kamen überglücklich, aber wieder mächtig geschafft um 17 Uhr an der Bergstation an.
Wieder zurück am Hotel gab es eine Dusche für jeden und anschließend ein Abendessen im „Löwenwirt“ in Riffian. Sehr lecker und sehr nette Bedienung. Ein toller Papa-Töchter-Abend mit viel Lachen. Das hatten wir uns nach dieser Anstrengung auch verdient.
Völlig erschöpft aber überglücklich fielen wir alle in die Betten.
Nachdem wir gefrühstückt und unser Zimmer geräumt hatten, machten wir uns am Mittwoch auf den Weg nach Meran. Schnell war am Brunnenplatz ein Parkplatz im Parkhaus gefunden und wir wanderten los in die Stadt. Die Beschildung ist super, sodass man das Stadtzentrum gar nicht verfehlen kann.
Schon bei den ersten Häusern gefiel uns die Stadt sehr. Doch als wir im Tal zum Ufer des „Passer“ kamen, waren wir völlig überwältigt. Noch nie haben wir eine so schöne Stadt mit einem laut rauschenden Fluss darin gesehen, die so schön bepflanzt und gepflegt ist.
Über 3 Stunden schlenderten wir an der Promenade durch den strahlenden Sonnenschein und genossen gleich mehrere Kugeln Eis. Man kann es nicht anders sagen: Uns ging es verdammt gut!
Leider mussten wir aber doch wieder nach Deutschland aufbrechen, weshalb wir gegen Mittag zurück zum Auto wanderten.
Wir hatten bereits vorher beschlossen, nicht durchs Tal über Meran und Bozen zu fahren sondern über den Jaufenpass etliche Kilometer zu sparen.
Dass diese Fahrt so toll werden würde, konnte ja keiner ahnen. Mit dem Fotoapparat und der Videokamera bewaffnet saßen die Mädels vorne im Auto und hatten richtig viel Spaß bei jeder Kurve, die sich unser Bus in die Höhe schraubte. Meine Herren ging das teilweise steil nach oben!
Regelmäßig hielten wir in einer kleinen Haltebucht und genossen die Aussicht und ließen die Autos vor, die es eindeutig eiliger hatten als wir. Wir hatten Zeit und wollten jede Sekunde genießen.
Nach über 1 Stunde überquerten wir den Jaufenpass bei 2000m und dann ging es ganz langsam wieder herab ins Tal. Schnell war dort die Autobahn erreicht und wir starteten die noch fehlenden 850km nach Hause.
Mit einer längeren Schlafpause für mich und einem Abendessen bei BurgerKing (für uns etwas besonderes, weil nur einmal im Jahr) ging es bis 2.30 Uhr in der Nacht nach Hause. Das war zwar sehr anstrengend, aber die Fahrt hat sich absolut gelohnt! Die 6 Tage in Italien kamen uns vor wie mindestens 2 Wochen. Eine gute Entscheidung diese Strecke für die kurze Zeit auf uns genommen zu haben. Denn das steht fest: das war nicht der letzte Bergurlaub! Und beim nächsten Mal nehmen wir die Mama mit!!! |