Als ich Mitte Mai eine Anfrage von Frances Anderson bekam, ob ich zum Kitefestival nach St. Annes kommen mag, war meine erste Frage: Wo ist St. Annes? Ich hatte zu meiner Schande noch nie von diesem Festival gehört.
Ich googlete also ein wenig und stellte schnell fest, wie man mit der Fähre nach England fahren kann – das war ja spannend!
Von der Familie kam ein „Ja, mach das doch mal“ und schon war der Entschluss gefasst. Ich wollte aber nicht alleine fahren, also fragte ich Bernhard Dingwerth, mit dem ich 2021 bereits die Cerviafahrt zusammen gemacht hatte. Er sagte sofort zu, weil er – im Gegensatz zu mir – St. Annes schon lange auf seiner Liste stehen hatte.
Mit Ralf Maserski holten wir dann noch den dritten Deutschen ins Boot. Also ins Auto und auf die Fähre. ;-)

Am Donnerstagmittag ging die Reise endlich los, nachdem ich 2 Tage befürchtet hatte mal wieder Corona zu haben – war aber zum Glück nur ein Schnupfen.
In Dortmund holte ich 3 große Drachensäcke von Bernhard bei Christian Treppner ab. Dann ging es weiter zu Ralf Maserski, wo auch schon Bernhard per Zug eingetroffen war.
Pünktlich um 15 Uhr ging es los in Richtung Rotterdam – eine problemlose Fahrt, die wir mit viel Quatschen verbrachten.
Am Hafen angekommen, ging es nach der Passkontrolle über eine steile Rampe in die Höhe – denn die Einfahrt aufs Autodeck der Fähre „Pride of Rotterdam“ befand sich im 7. Stock! Krass, was ein großes Schiff!
An Bord fanden wir schnell unsere kleine Kabine, stellten das Gepäck ab und machten uns auf die Suche nach dem Außendeck. Hier standen wir bis das Schiff den Hafen verlassen hatte und in Richtung offener See aufbrach.

Nach einer relativ gut geschlafenen Nacht (ich hatte im Vorhinein wirklich Angst vor der Schaukelei gehabt), weckte uns der Kapitän am nächsten Morgen und wir konnten 1 Std nach dem Anlegen mit dem Auto vom Schiff rollen.
Und nun ging es im Linksverkehr 3 Std einmal quer durch Mittelengland, südlich um Leeds, nördlich an Manchester vorbei, bis nach Blackpool und dann in den Nachbarort St. Annes.
Nachdem wir das Monterey Beach Hotel bezogen hatten (wow, was ein Ausblick aus dem Fenster!) schlenderten wir zum Strand, wo wir erfuhren, dass wir sofort mit dem Auto an den Strand fahren durften. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, zumal Bernhard schon mit den Füßen scharrte, weil er endlich Drachen auspacken wollte.
Das taten wir dann auch alle.

In diesem Jahr gab es zum ersten Mal ein „Art kite field“ in dem Ralf und ich fliegen durften. Bernhard war im „big kites field 1“ uns direkt gegenüber. So ließ ich ihm das Auto als Bodenanker stehen und trug die Bannertaschen eben rüber.
Schnell leerten sich unsere Taschen und es wurde deutlich bunter am riesigen Strand von St. Annes. So einen großen Strand hab ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Das Wasser war so weit weg, dass man es nur als dünnen Strich am Horizont erkennen konnte.
Wie wir erfahren haben, sind es gut 3km bis zur Wasserkante. Und bis dahin nur platter Sand – Platz zum Drachenfliegen ohne Ende!

Die Begrüßung durch das Orgateam von Smile Factory 10 war sehr herzlich. Insgesamt waren einfach alle nett und freuten sich uns zu sehen. Wir waren als deutsche Delegation scheinbar überall bekannt.
Zur offiziellen Eröffnung durch den Bürgermeister kamen alle Drachenflieger zusammen und es gab ein großes Wiedersehen, mit vielen, die ich das letzte Mal in Cervia getroffen habe.
Am Merchandisingstand gab es dann Armbänder und T-Shirts zum 10-järhigen Festivaljubiläum für alle. Sehr cool!
Dazu gab es für jedes Flugfeld einen eigenen field director, mit dem alle eventuellen Fragen geklärt werden konnten. Super Organisation!
Eine Mega-Idee waren kleine Pavillonzelte, die auf mehreren Fluggeländen standen. Darin waren nämlich jeweils zwei Dixiklos für die Drachenflieger versteckt. Genial! So blieben die Toiletten das ganze Wochenende sauber und das Publikum musste nicht auf die hässlichen Dinger gucken. Das wünsche ich mir für deutsche Drachenfeste auch mal.

Nach einem Burger als Abendessen – Danke Ralf und Bernhard für das Organisieren – wurden große Scheinwerfer am Großdrachenfeld aufgebaut. Denn bereits am Freitag startet das Festival mit dem Nachtfliegen und anschließendem Feuerwerk.
Es gab kein Nachtflugprogramm, brauchte man auch nicht. Jeder schmiss alles, was man wollte an den Himmel, wo es von den großen Scheinwerfern angestrahlt wurde. Das sah genial aus!
Leider mussten um 21.15 Uhr (es war bereits finster) alle Drachen runtergeholt werden, weil das folgende Feuerwerk vom Wind genau über die Drachen geweht wurde.
Unter tosendem Applaus des Publikums wurde der erste Festivaltag mit dem letzten Böllerschuss beendet. Und wir begannen mit dem Einpacken. Zum Glück standen die Flutlichtmasten noch und es war fast taghell am Strand.
Ich konnte meine Banner in einer Plane eingerollt alle im Merchandisingzelt lagern – das ersparte mir am Samstag viel Aufbauarbeit.

Der Samstag startete grau und mit viel Wind. Trotzdem fuhr ich das Auto noch vor dem Frühstück an den Strand und überreichte Bernhard den Schlüssel vor dem Hotel mit den Worten „The beach is yours“ ;-)
Das Wetter änderte sich leider den ganzen Tag nicht, aber für meine Schleierdeltas war es zum Glück nicht zuviel. So nutzte ich nach dem Banneraufbau den Platz hinter dem alten Pierwrack um den Himmel bunt zu machen. Als auch die schwarz-weißen Schwänze in den Leinen waren, gab es ein tolles Bild ab mit dem alten Holz davor.
Auch das Großdrachenfeld füllte sich heute mächtig schnell, weil viele Drachenflieger erst heute an den Strand gekommen waren.
So verbrachten wir einen tollen Tag mit fliegen, fotografieren, quatschen und essen. Auch die Versorgung der Drachenflieger war durch das Orgateam um Craig, Peter und Sue hervorragend gelöst: Immer um 12 Uhr gab es Wasser und Sandwiches für alle. Perfekt!

Einen Schreckmoment hatte am Vormittag, als mein blauer Schleierdelta sich in der verrosteten Deko des alten Piers verfing. Ohne zu zögern kletterte Ralf auf das vergammelte Teil und rettete meinen Drachen. Vielen vielen Dank!

Zu 18 Uhr packten wir alles ein, was ganz schön lange dauerte, weil Bernhard und ich echt viel draußen hatten. Aber zu dritt war das überhaupt kein Problem.
Im Hotel wurde dann erstmal geduscht bevor es ein Abendbuffet für alle im Speisesaal gab. Anschließend trafen wir uns zum Quatschen vor dem Hotel, genossen leckeren Karamell-Wodka von Bob Cruikshanks, sahen uns fantastische Bilder von Sara und Karl Longbottom an und hatten einfach viel Spaß.

Der Sonntag erwartete uns mit grauen Wolken und noch viel mehr Wind als gestern. Das war so auch für den ganzen Tag angekündigt.
Trotzdem fuhren wir nach einem erneuten leckeren englischen Frühstück an den Strand und packten zumindest ein wenig aus. Ich packte einige Banner schon direkt für die Heimfahrt wieder ein, weil es ja nicht lohnt Material kaputt zu machen durch zu starken Wind.
Doch plötzlich – keiner hatte es ahnen können - war der Wind WEG! Und das blieb er auch. Es rührte sich kein Blatt mehr. Alle Banner und Fahnen standen still. Verrückt.
Und es kam noch besser: Der Himmel riss auf und wir hatten Sonnenschein. Dazu war die Luft so klar, dass man in weiter Entfernung (ca. 65km) Nordwales und seine Berge sehen konnte. Das konnte man wohl bisher nur ganz selten, wie mir ein Einheimischer sagte. Wow, was eine Kulisse.

Wie mit der Orga abgesprochen, warteten wir bis 14.30 Uhr um uns von allen zu verabschieden und dann vom Securityteam eskortiert den Strand zu verlassen. Das war auch gut, denn es waren wieder richtig viele Menschen gekommen.
Die muss man auch extra nochmal erwähnen! Wir waren uns alle drei einig, dass wir so ein nettes, interessiertes und respektvolles Publikum noch nie erlebt haben. Wir wurden ständig nach unseren Drachen gefragt, die Kinder wurden daran gehindert unter den Absperrungen hindurch zu rennen und es war ein super freundliches Miteinander. Toll!

Nachdem wir wieder 3 Stunden nach Hull gefahren waren – über den höchsten Motorway Englands – kamen wir nach etwas Wartezeit auf die Fähre und machten es uns mit Blick auf den Hafen gemütlich. Dort blieben wir bis in die Nacht sitzen und quatschten. Das war das tolle: Auch nach 3 Tagen aufeinander hocken, fielen uns immer wieder Themen ein. Diesmal ging es um Workshops – die wir ja alle drei schon mehrfach durchgeführt haben. Ein wirklich interessanter Abend.
Nach einer kleinen Stärkung ging es für Ralf wieder in den Entertainmentbereich des Schiffes – die alte Nachteule – und für Bernhard und mich in die Koje. Schließlich musste ich am nächsten Tag noch einige Stunden Auto fahren.

Im strahlenden Sonnenschein empfing uns Rotterdam, von wo es wieder innerhalb von 3 Stunden nach Dortmund ging – stau- und problemfrei.
Bei Ralf angekommen, wurde schnell ausgeladen und schon ging es weiter nach Kassel. Dort wurde nicht nur Bernhard und sein Drachengepäck ausgeladen, sondern auch der viele Sand aus dem Auto. Auf den hatte Bernhard sich schon die ganze Zeit gefreut ;-)
Mit Geschenken für die Kinder und mich überhäuft – vielen vielen Dank Bernhard – machte ich mich um 15 Uhr wieder auf den Heimweg.

Nach 26,5 Stunden kam ich dann endlich wieder zuhause an. Das war dann doch etwas lang geworden.

Aber es hat sich total gelohnt. Es war ein so tolles Wochenende!

Vielen Dank an Craig, Peter und Sue für die Einladung!

Vielen Dank an Frances Anderson, dass du an mich gedacht hast!

Vielen Dank an Ralf und Bernhard für die tolle Reisebegleitung.

Wenn es irgendwie möglich ist, bin ich auch 2023 wieder in St. Annes!!!

 

 

When I received a request from Frances Anderson in mid-May to come to St. Annes for the kite festival, my first question was: Where is St. Annes? To my shame, I had never heard of this festival.
So I googled a bit and quickly found out how to get to England by ferry - that was exciting!
I got a "Yeah, why don't you do that?" from the family and the decision was made. But I didn't want to go alone, so I asked Bernhard Dingwerth, with whom I had already done the Cervia trip together in 2021. He immediately agreed, because - unlike me - he had had St. Anne's on his list for a long time.
With Ralf Maserski, we got the third German on board. Better: into the car and onto the ferry ;-)

On Thursday afternoon the journey finally started, after I had feared having Corona again for 2 days - but luckily it was only a cold.
In Dortmund I picked up 3 big kite bags from Bernhard at Christian Treppner. Then I went on to Ralf Maserski, where Bernhard had already arrived by train.
Punctually at 3 p.m. we set off in the direction of Rotterdam - a trouble-free journey, which we spent chatting a lot.
Arriving at the harbour, after the passport control, we went up a steep ramp - because the entrance to the car deck of the ferry "Pride of Rotterdam" was on the 7th floor! Wow, what a big ship!
On board, we quickly found our small cabin, put down the luggage and went in search of the outside deck. Here we stood until the ship had left the harbour and set off towards the open sea.

After a relatively good night's sleep (I had been really afraid of the rocking in advance), the captain woke us up the next morning and we were able to roll off the ship by car 1 hour after docking.
And now we drove in left-hand traffic for 3 hours across central England, south around Leeds, north past Manchester, to Blackpool and then to the neighbouring town of St. Annes.
After checking into the Monterey Beach Hotel (wow, what a view from the window!) we strolled to the beach, where we were told that we could drive to the beach immediately. I didn't need to be told twice, especially as Bernhard was already shuffling his feet because he finally wanted to unpack his kite.
And so we all did.

This year, for the first time, there was an "art kite field" where Ralf and I were allowed to fly. Bernhard was in "big kites field 1" directly opposite us. So I left him the car as a ground anchor and carried the banner bags over.
Our bags emptied quickly and it became much more colourful on the huge beach of St. Annes. I have never seen such a big beach in my life. The water was so far away that you could only see it as a thin line on the horizon.
We learned that it is a good 3km to the water's edge. And until then only flat sand - space for kite flying without end!

The welcome by the Smile Factory 10 organising team was very warm. All in all, everyone was just nice and happy to see us. As a German delegation, we seemed to be known everywhere.
For the official opening by the mayor, all the kite fliers came together and there was a big reunion with many of those I met last time in Cervia.
At the merchandising stand there were wristbands and T-shirts for the 10th anniversary of the festival for everyone. Very cool!
In addition, there was a field director for each field, with whom all possible questions could be clarified. Super organisation!
A mega idea were the small pavilion tents that were placed on several fields. Two porta-potties were hidden in them for the kitefliers. Ingenious! That way the toilets stayed clean all weekend and the audience didn't have to look at the ugly things. I would like to see that at German kite festivals too.

After a burger for dinner - thanks to Ralf and Bernhard for organising - large spotlights were set up at the large kite field. Because the festival already starts on Friday with night flying followed by fireworks.
There was no night flying programme, and there was no need for one. Everyone threw everything they wanted into the sky, where it was illuminated by the big spotlights. It looked brilliant!
Unfortunately, at 9.15 pm (it was already dark) all the kites had to be taken down because the following fireworks were blown by the wind right over the kites.
With thunderous applause from the audience, the first festival day ended with the last firecracker shot. And we started packing up. Luckily the floodlight poles were still up and it was almost daylight on the beach.
I was able to store all my banners rolled up in a tarp in the merchandising tent - that saved me a lot of set-up work on Saturday.

Saturday started grey and with a lot of wind. Nevertheless, I drove the car to the beach before breakfast and handed Bernhard the key in front of the hotel with the words "The beach is yours" ;-)
Unfortunately, the weather didn't change the whole day, but luckily it wasn't too much for my veil tail deltas. So after setting up the banner, I used the space behind the old pier wreck to make the sky colourful. When the black and white tails were also in the lines, it made a great picture with the old wood in front of it.
The large kite field also filled up mighty fast today, because many kite flyers had just come to the beach today.
So we spent a great day flying, taking pictures, chatting and eating. The organising team around Craig, Peter and Sue also did an excellent job of catering for the kite flyers: There was always water and sandwiches for everyone at 12 o'clock. Perfect!

I had a moment of shock in the morning when my blue veil tail delta got caught in the rusty decoration of the old pier. Without hesitation Ralf climbed on the rotten part and saved my kite. Thank you very much!

At 6 p.m. we packed everything up, which took quite a long time because Bernhard and I really had a lot outside. But with the three of us it was no problem at all.
Back at the hotel, we had a shower before a buffet dinner for everyone in the dining room. Afterwards we met in front of the hotel to chat, enjoyed delicious caramel vodka from Bob Cruikshanks, looked at fantastic pictures of Sara and Karl Longbottom and just had a lot of fun.

Sunday awaited us with grey clouds and even more wind than yesterday. This was also the forecast for the whole day.
Nevertheless, after another delicious English breakfast, we went to the beach and unpacked at least a little. I packed some of the banners for the journey home, because it's not worth destroying the material because of the strong wind.
But suddenly - nobody could have guessed it - the wind was GONE! And it stayed that way. Not a leaf moved. All the banners and flags stood still. Crazy.
And it got even better: the sky cleared and we had sunshine. And the air was so clear that you could see North Wales and its mountains in the distance (about 65km). A local told me that this is something you have only rarely been able to do. Wow, what a backdrop.

As agreed with the organisers, we waited until 2.30pm to say goodbye to everyone and then leave the beach escorted by the security team. That was good, because a lot of people had come again.
We have to mention them again! All three of us agreed that we had never experienced such a nice, interested and respectful audience. We were constantly asked about our kites, the children were prevented from running under the barriers and it was a super friendly atmosphere. Great!

After driving 3 hours to Hull again - via the highest motorway in England - we got onto the ferry after a bit of a wait and made ourselves comfortable with a view of the harbour. There we sat and chatted until late at night. That was the great thing: even after 3 days of sitting together, we kept coming up with topics. This time it was about workshops - which all three of us have done several times before. A really interesting evening.
After a little refreshment, Ralf went back to the entertainment area of the ship - the old night owl - and Bernhard and I went to bed. After all, I still had to drive for a few hours the next day.

Rotterdam welcomed us in bright sunshine, from where we travelled to Dortmund again within 3 hours - without any traffic jams or problems.
Once we arrived at Ralf's home, we quickly unloaded and continued on to Kassel. There, not only Bernhard and his kite luggage were unloaded, but also all the sand from the car. Bernhard had been looking forward to this the whole time ;-)
Overflowing with presents for the children and myself - many thanks Bernhard - I set off for home again at 3pm.

After 26.5 hours I finally arrived back home. That was a bit long.

But it was totally worth it. It was such a great weekend!

Many thanks to Craig, Peter and Sue for the invitation!

Many thanks to Frances Anderson for thinking of me!

Many thanks to Ralf and Bernhard for the great travel company.

If it is somehow possible, I will be in St. Annes again in 2023!!!

 

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