Als Bernhard Dingwerth mich fragte, ob ich im September mit an die Ostsee fahren wollen würde, musste ich nicht lange überlegen. Ein für mich neues Fest an der See und somit auf Sand? Na klar!
„Wie jetzt, das heißt Brasilien?“ war meine erste Frage und auch die aller Bekannten, denen ich erzählte wo ich hinfahre. Es konnte ja keiner ahnen, dass wir auch wettertechnisch quasi in Brasilien sein würden.
Nach einer staureichen Anfahrt trafen sich am Freitag alle Drachenflieger beim Griechen zum Abendessen – hier wurde viel gequatscht und gelacht.
Dann kam die offizielle Begrüßung durch Norman Falkenberg, den Initiator des Festes. Sowas hab ich noch nicht erlebt: Mit vielen Emotionen berichtete Norman von seinen Drachenanfängen vor 30 Jahren auf dem Drachenfest Brasilien und wieviel ihm dieses Fest bedeutet. Natürlich war seine Vorfreude riesengroß und nach dieser Ansprache war sie bei uns allen ebenfalls da. Jetzt hatten wir noch mehr Bock ab morgen den Himmel so richtig bunt zu machen und Norman in seine Anfänge zurück zu beamen. Danke für diese tolle Rede!

Netterweise durften Bernhard und ich bei Thomas Rixen übernachten – vielen Dank dafür! Und so fuhren wir am nächsten Morgen gemeinsam erst zum Bäcker für den Camper-Brötchenservice und dann weiter nach Brasilien. Man glaubt es nicht, aber um 8.15 Uhr waren schon mindestens 25 Drachen am Himmel – krass.
Schnell luden wir aus und schleppten unsere Sachen zum Strand.
Ich baute ein paar Schleierdeltas auf und dann eine lange Reihe Banner. Nach nur einer Stunde kam Bernhard und sagte nervös: „Ich brauch den Autoschlüssel! Ich hab keine Drachen mehr!“
Und so kam es, dass nach 2 Stunden alle meine Deltas flogen, alle Bannertaschen leer waren und Bernhard zufrieden vor 4 leeren Kompribags saß und strahlte. Was ein perfekter Start in den tag.
Mit vielen Gesprächen mit anderen Drachenfliegern und dem sehr interessierten, netten Publikum verging der Tag wie im Flug. Zu tun hatte man eigentlich nichts, denn der Wind war so perfekt, dass den ganzen Tag keine Abstürze zu verzeichnen waren – es flog einfach alles brav nebeneinander her.
Nachdem es Mittags Kuchen seitens der Organisation gab – vielen Dank dafür hier nochmal – machte ich ein paar Fotos und Videos mit dem Hochstab. Das sah toll aus. Dann packte mich die Lust endlich mal wieder KAP-Fotos zu machen. Doch da leider das gesamte Equipment zu Hause lag, musste ich mir anders behelfen. Mit einer wild um die DJI gewickelten Leine baute ich ein Kamerapendel (Picavet hatte ich ja nicht) und schickte die wild schwenkende Kamera mit einem Schleierdelta (der wackelt auch richtig schön an der Leine) auf 100m Höhe. Das konnte ja nichts werden. Doch der Thrill mit der Drachenleine zwischen den anderen Drachen umher zu laufen war wieder da – wie vor vielen Jahren auch immer. Ich liebe es.
Und man glaubt es kaum: Es waren tatsächlich ein paar brauchbare Fotos dabei. Man benötigt gar kein kompliziertes Material – ein bisschen Glück reicht manchmal.
Um 16 Uhr war das Programm offiziell beendet und die Kinderanimation der Stadt Schönberg packte ein. Wir Drachenflieger ließen uns davon nicht abhalten und flogen weiter und weiter. Ich begann erst nach dem gemeinsamen Abendessen – leckeres Chili – meine Sachen einzupacken. Bis zum Sonnenuntergang war ich so schwer beschäftigt.
Zum Tagesabschluss trafen wir uns noch mit 9 Drachenfliegern im „Hauner Krug“ – einer Kneipe nur 1,5 km vom Gelände entfernt. Da das Wetter aber so perfekt war und es auch jetzt noch nicht kalt wurde, kamen leider nicht noch mehr. Wir waren aber auch alle platt von diesem tollen Tag mit Sonnenschein pur. Und so ging es recht bald verdient ins Bett. Alle waren absolut euphorisch über das heute erlebte! Kein Wunder, hatten wir mit 35 gemeldeten Drachenfliegern (plus Familienanhang) mehr als 350 Drachen gleichzeitig in der Luft. Der Wahnsinn!

Nachdem wir am Sonntagmorgen wieder die Bäckertour gemacht hatten, kamen wir gegen 8 Uhr am Strand an und bauten sofort wieder auf. Der Wind war etwas leichter als gestern und kam gerade den Deich entlang – die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau – es war einfach zu schön um wahr zu sein.
Mit Pit an meiner Seite verbrachte ich einen wunderschönen zweiten Strandtag. Heute kam noch viel mehr Publikum als gestern schon. Der Strand war stellenweise rappelvoll. Viele Familien mit kleinen Kindern – überall wurde getobt und gelacht. Auf dem Deich konnte man stellenweise kein Gras mehr sehen, soviele Menschen wanderten unter den Großdrachen umher und machten Picknick im Gras – es war der Inbegriff von Familiendrachenfest.
Viel zu schnell ging der Tag vorbei und ich musste beginnen alles wieder einzupacken – denn schließlich mussten wir heute noch nach Hause fahren.
Mit der neuen Aufwickelmethode mit dem Akkuschrauber sind die schwarz-weißen Schwänze deutlich ordentlicher verpackt als bisher und es dauert auch nicht viel länger. Trotzdem war ich wieder fast 2 Stunden beschäftigt, bis Schleierschwänze, Tails und Banner in ihren Taschen verstaut waren.
Da Bernhard noch nicht ganz fertig war, gönnte ich mir noch ein leckeres Eis, bevor wir uns um 18 Uhr auf den Weg nach Hause machten.
Leider wurden aus den geplanten 4 Stunden nach Kassel mehr als 5,5 Stunden, weil wir in Hamburg nur Stau hatten. Ein Umweg durch die Stadt und über die Elbbrücken brachte immerhin etwas Zeitersparnis, aber am Ende war ich nach 8 Stunden erst wieder zuhause – um 2 Uhr Nachts. Aber: das war dieses Wochenende definitiv wert.
Vielen vielen Dank an das Ostseebad Schönberg und die Baltic Kite Friends , dass ich dabei sein durfte – es war mir eine große Freude. Sehr gerne komme ich auch im nächsten Jahr wieder!

 

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