Nach sehr langer – coronabedingter Pause – konnte ich mal wieder an einem Rodgauer-Workshop teilnehmen. Inzwischen war es der 15. außergewöhnliche Drachen, den Marcus seinen Teilnehmern organisierte – dafür schonmal ein ganz großes Dankeschön vorweg! 19 Jahre ehrenamtliches Engagement sind eine Besonderheit!
In diesem Jahr konnte ein ganz besonderer Drachendesigner für den Workshop gewonnen werden: Johannes Reisser aus der Schweiz. Er ist seit 2 Jahren in der Drachenszene für seine Flakys bekannt – Teilstücke von Snowflakes.
Ich kenne Johannes seit 2023 persönlich und konnte es gar nicht abwarten, diesen netten, sympatischen Menschen live bei einem Workshop, abseits eines Drachenfestes, erleben zu dürfen.
Da es am Samstag bereits um 8.30 Uhr losgehen sollte, nutzte ich die Chance bereits am Freitag anzureisen und bei Freunden zu übernachten. Vielen Dank an Christian und Michaela für die Unterbringung! Gemeinsam mit Anke und Siggi (also dem Kern meiner hessischen Fanø-Freunde) hatte ich einen tollen Abend im „Buchscheer“, einer Apfelweinschenke in Frankfurt. Das war richtig lecker, gemütlich und lustig.
So konnte ich gut ausgeschlafen am Samstagmorgen pünktlich zum evangelischen Gemeindezentrum in Rodgau-Niederroden fahren. Dort traf ich viele altbekannte Workshopteilnehmer.
Schnell hatte ich einen Tisch gefunden und baute meine Nähmaschine und den restlichen Krempel auf. Im Flur wartete bereits ein Tisch mit unseren gesamten Materialien – wie immer perfekt und liebevoll von Marcus vorbereitet. Dazu standen ein paar große Flakys von Johannes im Foyer – das war schon eindrucksvoll. Aber auch der Flaky 24S, den wir heute bauen wollten, machte was her. Das konnte ja nur ein cooler Tag werden.
Nachdem Johannes alle begrüßt hatte und den Ablauf des Tages vorgestellt hatte, legten alle gleichzeitig los. Mit den vorhandenen Schablonensätzen schnitten fast alle ihre Teile aus Icarex zu. Ich längte in der Zeit die Leinenbänder ab und versah sie mit Schlaufen. Als dann Schablonen frei wurden, konnte ich sofort weitermachen und die geschnittenen Teile sofort säumen. So hatte ich relativ schnell einen kleinen Vorsprung herausgenäht, was aber nicht daran lag, dass ich verbissen gearbeitet hätte. Im Gegenteil: ich hatte viel Zeit mit meinem direkten Tischnachbarn Pit zu quatschen – das ist für mich auch viel wichtiger bei einem Workshop als schnell zu sein oder fertig zu werden.
Der Vorteil für Johannes war, dass ich mich an manchen Stellen ein bisschen dämlich anstellte und er somit die anderen immer warnen konnte, was man nicht falsch machen sollte – weil ich es bereits getan hatte.
Pit brachte es abends auf den Punkt: Egal wie lange man schon Drachen baut oder in unserem Fall selber Workshops leitet: Bei einem Workshop wird man schlagartig wieder zum Anfänger und hinterfragt jedes noch so kleine Detail. Aber das war das tolle: Johannes hatte auf alles eine Antwort und konnte jederzeit helfen. Richtig richtig gut!
Nachdem ich alle Segel gesäumt hatte, musste die langen Bänder aufgenäht werden – jetzt begann der Wahnsinn. Denn mit der Janome war dieser Schritt wuasi nicht machbar, weil die Maschine durch die großen Löcher in der Stichplatte nicht transportiert, wenn man so kleinteilig aufeinander nähen möchte. Sehr frustierend!
Abhilfte brachte nach einigem Fluchen ein Tipp von Marcus: Segelmacherstich mit einer Länge von 0. Also einfach an einer Stelle dreimal von links nach rechts und zurück nähen – fertig.
Jetzt ging es ratzfatz und alle Bänder waren an der richtigen Stelle. Doch was war das jetzt für ein Durcheinander aus kleinen Segeln und Bändern! Das musste erstmal Struktur rein.
Das kleine Papiertütchen von Marcus enthielt eine wahre Flut an Endkappen und C-Clipsen. Aus diesen und einem Bündel Stäben entstanden in stundenlanger Kleinarbeit Segellatten, die dann in die Mini-Stabtaschen genäht werden mussten, sowie Kielstab und Seitenstäbe.
Und so konnte ich um 17 Uhr zum ersten Mal meinen Drachen vollständig aufspannen. Mega!
Leider war einer der Spreizstäbe sofort gebrochen, weshalb ich nochmal von vorne anfangen musste, aber zum Gruppenbild war alles gerichtet.
Und auch mehrere andere Flakys wurden gleichzeitig fertig. Das tolle ist: Dieser Drachen sieht in jeder Farbe toll aus. Das bestechende sind die vielen Nicht-Segel, die nur durch die Bänder angedeutet werden. Da hat Johannes ein richtiges Meisterstück geschaffen.
Vielen Dank, dass wir jetzt auch einen Flaky haben dürfen!
Nach dem obligatorischen Abschlussbild wurde der Saal geräumt und das Gemeindehaus besenrein hinterlassen.
Zum Abschluss trafen wir uns bei einem Italiener in Rödermark. Hier war es zwar voll und laut, aber sehr gemütlich und das Essen eine Wucht. Super lecker, riesige Portionen und das zu sehr fairen Preisen. Richtig toll.
Gemeinsam quatschten wir noch lange, bis nach und nach die Gruppe immer kleiner wurde. Ich wollte schon lange aufbrechen, weil ich noch in der Nacht nach Hause fahren musste, aber die Gruppe war so nett, dass ich mich bis 22.30 Uhr festquatschte.
Dann verabschiedete ich mich und machte mich auf den 300km langen Heimweg. Völlig geschafft kam ich mitten in der Nacht zuhause an und freu mich jetzt auf das Abschlussfoto aus Lüdenscheid aus der Blitze. Grrrr.
Vielen Dank an Marcus, Paul und Thorsten für 19 Jahre Rodgauer Workshop!
Vielen Dank an Johannes für einen tollen Drachen!
Und vielen Dank an euch alle für einen super schönen Tag. Das hat richtig viel Spaß gemacht!
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