Meinen ersten Kontakt mit Drachen hatte ich nicht etwa mit einem Aldi-Bomber auf der heimischen Wiese sondern auf der Nordseeinsel Borkum, wo ich 1989 6 Wochen lang mit meiner Schwester und meiner Mutter zur Kur war. Da dort viele junge Leute alleine Kur machten, waren auch sehr viele Drachenflieger im Sanatorium anzutreffen, die sich vor lauter Langeweile jede Woche einen neuen Drachen kauften. So bekam ich die Gelegenheit bei einem Kurgast eine 5er AcroRacer-Kette zu fliegen, was mir damals als 13-jährigem doch schon einiges abverlangte. Von diesem Ereignis angesteckt, zog ich sofort los und kaufte mir einen längst gestreiften Eddy mit rotem Schlauchschwanz und flog sofort los - was ein Gefühl. (In den Wochen vorher hatte ich schon 2 Plastikdrachen zersägt)

Leider ging es nach dieser Kur auf Borkum nur schleppend mit dem Drachenfliegen weiter, da ich damals auch noch dachte, dass man nur im Herbst Drachensteigenlassen (so nannte ich das früher noch) geht.

Doch in mir war nun ein großer Wunsch geboren worden - ich wollte auch eine AcroRacer-Kette haben.
Und so bekam ich 1991 ein Duo in Schwarz/Pink zu Weihnachten , welches sich bis zu meinem 16. Geburtstag auf 6 Drachen erweiterte. Den siebten und vorerst Letzten habe ich dann mal vor einem Sommerurlaub dazu gekauft.

Doch da diese Formation zum stundenlangen Fliegen nicht mehr ausreichte, bekam ich 1993 zum 15. Geburtstag einen Delta Flizz von HQ und 1995 einen Session - ebenfalls von HQ - geschenkt.

Von da an war mit Neuanschaffungen erst mal lange Pause, da ich hauptsächlich nur im Sommerurlaub auf Juist flog - dort aber bis zu 8 Stunden am Stück. Dazu wurde dann Strandzelt, Drachentasche, mehrere Flaggen und etwas zu Essen auf einen Handkarren gepackt - zum Strand geschoben und dort nun den ganzen Tag lang im Strandzelt sitzenderweise Drachen geflogen - Urlaub kann so schön sein.

Nach dieser langen Pause, ging es dann im Jahre 1998 mit den ersten Eigenbauten weiter. Denn ich hatte erfahren, dass ich im Sommer 98 meinen Zivildienst von 13 Monaten auf der wunderschönen Nordseeinsel Juist verbringen durfte - und da mussten natürlich noch andere Drachen her, wobei ich mich beim Eigenbau erst mal nur auf Einleiner konzentrieren wollte.

So wurden erst einmal ein längst gestreifter Eddy genäht, der als Zugdrachen für eine Eddykette mit 28 kleinen Drachen fungiert. Das Problem war nur, dass ich mir die Extra-Arbeit machte und die ganze Kette mit 2 Waageschnüren verband, was die Knoterei natürlich extrem steigerte - und im Endeffekt auch den Zug der auf die Kette kommt - wusste ich damals aber noch nicht.

Kurze Zeit später folgte dann etwas aufwendigeres - eine Snowflake in den typischen Juistfarben - weiß, blau, gelb.

Mit diesen Eigenbauten sowie einigen Windturbinen und Hexenhüten, machte ich mich auf nach Juist - ein ganzes Jahr am schönsten Drachenstrand!!!
Während dieses Jahres entstand 1999 noch ein weißer Delta mit 1,50m Spannweite , den ich zu dieser Zeit mit ca. 20 Teilen schon ziemlich kompliziert zu nähen fand.

Und dann kam wieder fast Eineinhalb Jahre gar nichts.

Doch im August 2000 konnte ich mich endlich dazu rumkriegen mich an einen Zweileiner zu machen - eine Matte sollte es werden.
So bestellte ich den Bauplan für die Sigma K (200cm Spannweite) von Elliot und baute einfach mal drauf los, was von Erfolg gekrönt war. (Seitdem weiß ich auch wie man Waageschnüre abflämmt und eine Waage knotet!!!)
Schon im Mai 2001 war die nächste Matte dran, da ich für den Nordseeurlaub auf Borkum etwas größeres haben wollte. Diesmal war es die Sigma M (280cm Spannweite), die ich mit einem schrägen Streifenmuster auf schwarzem Hintergrund "verzierte", was für mich bedeutete ca. 150 Teile zusammen zu nähen, da ich bei allen Matten immer Vorder- und Rückseite spiegelbildlich baue. Die Waage war nachher gar kein Problem - die konnte ich noch.
Doch damit ich auf Borkum auch richtig über den Strand gezogen werden konnte, schaute ich mir das "Stylus-Prinzip" von Prism ab und durchbohrte die kleine Sigma an zwei Stellen und zog jeweils einen 2,5m langen Tampen durch, wodurch ich ein Mattendoppel fliegen konnte - und das ging ab wie Schmidts Katze!!! Die Anleitung für das Sigma-Duo findest du übrigens hier.

Im September 2001 wagte ich mich an den ersten "Stangen"-Drachen. Einen Dubbel U (Vierleiner) aus der SuDD. Der Bau an sich stellte sich als nicht sehr schwierig heraus. Doch da ich den ganzen Drachen aus Stoffresten baute, hatte ich mit dem "verschönern" so meine Probleme. Denn um gutaussehende schwarze Kanten um jedes Teil zu bekommen, nähte ich fast 15 Meter Satinband auf, was doch etwas länger gedauert hat - aber super-gut aussieht. Nach stundenlangem Probe-Fliegen - auch im strömenden Regen - kann ich inzwischen auch einigermaßen mit dem Dubbel U fliegen, wobei er immer noch einige Zicken macht. Ich werde ihn mir wohl noch mal zur Brust nehmen müssen und etwas tunen, damit er wirklich so fliegt wie ich es will.

Da aber bald der nächste Urlaub anstand, wurde im Oktober 2001 noch ganz schnell eine dritte Sigma (Mini - mit 120cm Spannweite) gefertigt, für die es allerdings keinen Bauplan von Elliot gibt. Also ganz einfach den Bauplan angepasst - wobei Höhe in der Mitte und an der Seite gleich bleiben mussten, und schon war das Sigma-Trio fertig.
Um mit den dreien auch mithalten zu können baute ich im Dezember 2001 aus mehreren Metern Gurtband, Verschlüssen, Karabinern, einer Umlenkrolle und einem Panikhaken ein Trapez, und bekam zu Weihnachten ein Arschleder geschenkt, wodurch das "arschledern" richtig losgehen kann.

Im November 2001 habe ich mit freundlicher Unterstützung von Chill-Out meinen ersten Drachenworkshop veranstalten können, bei dem ich mit 7 Jugendlichen (8 bis 18 Jahre) einen einfachen Lenkdrachen - den Alpha13 - aus Tyvek gebaut habe. Es war richtig schön, zu sehen, wie man Kinder die noch nie etwas mit Drachen zu tun hatten, mit diesen begeistern kann. Somit habe ich fest vor diesen Workshop nochmals zu wiederholen.

Durch die NG und einige Internetshops angeregt, habe ich mir im Januar 2002 zum erstenmal einen Drachen selber gekauft - einen Babytana von HQ mit gelben Ecken. Durch ihn und den Climax IndoorCup in Wuppertal (Februar 2002) angeregt, baute ich im Februar einen Aviv von Elliot, mit dem ich jetzt hoffentlich mal Tricksen lernen und üben kann - mal schauen.

 

Ergänzung November 2002:
Inzwischen ist in meinem Drachenleben wieder einiges passiert.
Nachdem ich den Aviv am Anfang ziemlich verflucht habe, haben wir beide uns immer besser aneinander gewöhnt und ich habe auch endlich den Axel mit ihm gelernt. Leider kann er partout keine Bauch- und Rückenlagentricks - schade.

Im März 2002 hatte ich dann vom Hauchwind auf meiner Wiese die Nase voll und baute mir den Dubbel U in einer UL-Version. Leider war er aber nach dem Bau noch nicht oft in der Luft.

Durch einen Nachbau von Michael Stegherr angeregt, baute ich im April den Maestrale in einer 5:1-Version und einer Spannweite von knapp 40cm. Der Testflug im Mai auf Juist bei ca. 3 Bft. war erfolgreich, hat mir aber auch gezeigt, dass sich so ein kleiner Drachen kaum noch kontrollieren lässt. Und daher hängt der Mini-Maestrale seitdem in meinem Auto mit einem Saugnapf an der Heckscheibe.

Im Mai baute ich mit meinem Drachenfliegerkollegen Robert zwei Revs in unserem Wohnzimmer. 2 Tage waren wir beschäftigt eine Kuh und eine schwedische Flagge zum Fliegen zu bewegen - erfolgreich. Der Testflug erfolgte dann auch sofort auf dem Drachenfest in Düsseldorf, auf dem wir zwei Tage lang jeden Tag 10 Stunden flogen.

Direkt im Anschluss an diese Bauaktion baute ich mit Christian - einem Bekannten vom Kemnader See in Bochum - den Elixir von Prism nach. Mit diesem Nobelgerät erhoffte ich mir den nun endgültigen Einstieg in die Trickserei - doch ich sollte mich noch wundern. Denn im Sommerurlaub auf Borkum schaffte
ich es nicht einmal den Elixir zu einem Axel zu überreden und war völlig gefrustet. Fazit: der Elixir landete in der neuen Roll-Up-Bag, die ich noch schnell vor dem Urlaub genäht hatte, und der Aviv wurde stundenlang geflogen.
Doch nach dem Urlaub bekam ich im Forum ein paar Tipps zum Elixir und habe mich gezwungen diese umzusetzen. Und siehe da, es klappte. Seitdem bin ich den Aviv kein einziges mal mehr geflogen - den Elixir dafür umso mehr! Was ein geiles Gerät!

Das einzige was mir jetzt noch fehlte, war ein absoluter Flautenkiller, mit dem ich auch meine bescheidene Trickfliegerkunst ausüben konnte. Also wurde pünktlich zum Solinger Drachenfest im September die Breeze fertig - mit einem etwas anderen Design (wie ich finde viel schönerem) als das Original von HQ. Mit der Breeze wird selbst aus dem lauesten Lüftchen noch ein Axel oder ein Fade - fantastisch.

Ja und auf dem Drachenfest in Solingen hat es mich dann gepackt. Den ganzen Tag schaute ich fasziniert den vielen Einleinern und - vor allen Dingen - den Kastendrachen am Himmel zu. Also beschloss ich: "ich will auch so einen haben."
Da ich kurz vorher bei eBay einen alten Fallschirm mit fast 25qm Stoff gekauft hatte, wurde das Vorhaben auch schnell in die Tat umgesetzt, und mein langer Traum ging in Erfüllung - ich baute mir einen Cody mit 30er Zelle.

Doch auch nachdem ich lange mit der Fallschirmseide gekämpft hatte und der Cody fertig war, hatte ich noch nicht genug von Kastendrachen. Und so entstand anhand von nur 2 Fotos aus dem Internet der Lamson Aerocurve, zu dem ich sehr schnell große Resonanz in der Newsgroup erhielt. Und inzwischen
weiß ich auch, wo ich einen Bauplan hätte finden können - doch das Buch "Drachen mit Geschichte" von Walter Diem ist leider sowieso nirgends mehr erhältlich. Aber ich werde irgendwie mal drankommen. Feststeht: mein Lamson Aerocurve ist durch das moderne Stab-Material und Eigenbau-Verbinder völlig
anders gebaut als das Original. Trotzdem ist er ein super-schöner Drachen mit ganz tollem Flugbild.

Ergänzung Mai 2003:
Nachdem ich im September mit dem Cody und Lamson-Aerocurve zwei relativ zugstarke Drachen gebaut hatte, wollte ich diese auch in den Herbstwinden für etwas ganz besonderes einsetzen. Daher baute ich aus Cfk-Resten eine Drachenfähre und einen 1m großen Fallschirm aus Fallschirmseide. Damit kann mein Hase „Muckel“ aus großer Höhe abspringen und hunderte Meter weit segeln – ein Spaß für alle beteiligten.

Dass mich die Einleiner so richtig gepackt haben merkte man dann ab Dezember. In diesem Monat entstand mal wieder durch das Pegasus-Forum „Le Kaïnos“ ein wunderschöner Einleiner mit grandiosen Leichtwindeigenschaften und einem tollen Aussehen.
Direkt anschließend kam der Flying Fish nach einem Bauplan von Schmidts Pit in die Drachentasche.

Um meinen ganzen Krempel auf der Wiese oder am Strand immer wieder zu finden, baute ich als erstes im neuen Jahr ein 3m hohes Banner in den Farben der Drachenfliegerinnung. Eigentlich sollte noch mein Revolution KUH appliziert werden, doch bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen.
Da mich „Le Kaïnos“ so begeisterte startete ich im Januar ein schnelles Projekt: ich baute eine 1/5-Version, welche seitdem aber leider fast nur an der Arbeitszimmerwand hängt, der „Le Kaïnos 0,2“ - wie ich ihn getauft habe - nur ab 3,5 Bft. Fliegt – und dann auch nur sehr unruhig.
Um die Leichtwind-Staffel in meiner Drachentasche zu vergrößern, baute ich im Februar den Featherlight ebenfalls nach einem Bauplan von Schmidt’s Pit. Ein grandioser Leichtwindsegler bzw. Thermikschnüffler.

Am 28. Februar gab es dann eine große Premiere: mein erster Bauplan (von meiner Roll-Up-Bag) wurde auf der Drachenfliegerinnung veröffentlicht! Und das tolle daran: der Plan wurde so gut angenommen, dass es innerhalb kurzer Zeit 5 Taschen-Nachbauten zu bestaunen gab. Das hat mein Bauplan-Ersteller-Herz doch heftig höher schlagen lassen.

Um das ganze noch zu toppen wurde im April mein Bauplan vom Lamson-Aerocurve in der HochHinaus (der Zeitschrift des DCD) 1/2003 veröffentlicht. Das hat mich natürlich sehr stolz gemacht, meinen Bauplan in einer Zeitung zu sehen, allerdings habe ich noch keine einzige Reaktion auf den Bauplan bekommen – schade. Ich könnte mich aber daran gewöhnen Baupläne zu schreiben und zu erstellen.

Nach den ganzen Bauplänen ging es aber im April endlich auch mal wieder mit Drachen weiter.
So entstand ein schon lange im Kopf herumschwirrendes Projekt – ein Flugzeugdrachen. Der Bauplan von Thomas-Michael Rudolph war mit einer Spannweite von 4m und 8mm Cfk-Rohr unpassend für mein bereitstehendes Material. So baute ich das Flugzeug mit 3,3m Spannweite und 6mm Gestänge. Auch hier reizten mich die vielen Abspannungen und der große Windbereich. Das Flugzeug erhebt sich bereits beim leisesten Windhauch und gleitet auf dem Wind, während es aber auch gut konstanten Seewind bis 4 Bft. wegsteckt – toll.
Und dann war es soweit: endlich hielt mal wieder ein Zweileiner Einzug in meine Drachentasche – die Eclipse von Prism. Zwar ist dieser Drachen auch ein Eigenbau, allerdings nicht von mir sondern von einem Bochumer Wiesenkollegen. Dieser Drachen wurde schon nach kürzester Zeit zu einem absoluten Liebling – mal schauen wann die SUL- oder die Vented-Version kommen.
Um mich auch mal mit dem Drachenkampf auseinandersetzen zu können, baute ich im April einen Tahara-Kampfdrachen, mit dem ich allerdings bis jetzt noch gar nicht klarkomme – mal sehen wann das besser wird.

Ergänzung September 2004:
Inzwischen hat sich so viel in meinem Drachenleben getan, dass ich es gar nicht schaffe, es hier alles zu veröffentlichen. Genaugenommen kann ich es mir aber auch sparen, da man alle meine neugebauten Drachen in der Drachentasche und alle besuchten Drachenfeste unter Fotos & Berichte sehen kann. Dem entsprechend werde ich diese Geschichte hier nicht fortführen - sonst könnte ich auch ein Buch schreiben. ;-)